In Folge 11 von „Vom Hype zum Handeln“ sprechen wir mit Dr. Lukas Staffler, Jurist und Experte für Digitalisierung und KI-Compliance, über die praktischen Auswirkungen des AI Acts – und wie man auch als kleines Unternehmen darauf reagieren kann und soll.
Der EU AI-Act schützt – und verpflichtet mit Augenmaß
Oft fühlen sich Unternehmer:innen von Begriffen wie KI & Digitalisierung, AI-Act oder Compliance überfordert. Deshalb räumt Rechtsanwalt und Business-AI-Experte Dr. Lukas Staffler mit einigen Mythen auf und erklärt in dieser Folge das Thema EU AI-Act strukturiert und einfach. Vorausschicken möchten wir eine wichtig Sichtweise
Das Gesetz ist keine Bedrohung, sondern ein Werkzeug, um Vertrauen zu schaffen – bei Mitarbeitenden wie Kunden.
Was ist der AI Act überhaupt?
Der europäische AI Act (verabschiedet im August 2024) ist eine neue Verordnung, die regelt, wie Künstliche Intelligenz (KI) in Europa eingesetzt werden darf – mit einem klaren Ziel:
„Der AI Act will Innovation fördern und gleichzeitig unsere Grundrechte schützen.“
Dr. Staffler erklärt, dass der AI Act sicherstellen soll, dass nur qualitativ hochwertige und verantwortungsvolle KI-Anwendungen im europäischen Markt genutzt werden. Und das ist oftmals einfacher, als viele denken.
„Man braucht Respekt vor dem AI Act, aber keine Angst.“ – Dr. Lukas Staffler
Drei Risikostufen: Die Pyramide des AI-Acts
Dr. Staffler erklärt den EU AI-Act anhand einer Pyramide mit drei Stufen:
- Verbotene Anwendungen wie z. B. KI zur sozialen Bewertung (Social Scoring).
- Hochrisiko-KI die z. B. zur Kreditvergabe oder bei Bewerbungsprozessen eingesetzt wird. Hier braucht es merh Dokumentation und effizientes Qualitätsmanagement.
- Transparenzpflichtige KI: z. B. Chatbots oder KI-generierte Bilder – hier muss einfach erkennbar werden, dass es sich um KI handelt.
„Wer nicht in einer dieser drei Gruppen ist, muss als Unternehmer nur eines tun: Seine Mitarbeiter schulen, wenn im Unternehmen KI-Anwendungen eingesetzt werden.
Transparenzpflicht
Ein Beispiel: Wer auf einen KI-Chatbot nutzt, sollte das kenntlich machen. Ebenso bei KI-generierten Bildern (z. B. bei Immobilienangeboten, die von KI-generiert oder geschönt wurden).
„Verbraucher müssen wissen, wenn sie mit KI interagieren – nicht mehr, aber auch nicht weniger.“
„Der AI Act ist machbar. Es geht darum, sich zu überlegen: Wo bringt KI einen echten Mehrwert? Und wo entstehen Risiken für andere – etwa Kunden oder Bewerber?“
Wer einfache Automatisierungen nutzt (z. B. E-Mail-Antworten mit festen „Wenn-Dann“-Regeln), ist vom AI-Act meist nicht betroffen.
Schulungspflicht
Seit Februar 2025 schreibt der EU AI-Act vor: Wenn im Unternehmen KI eingesetzt wird, müssen Mitarbeitende geschult sein. Rechtsanwalt Dr. Staffler rät: „Es geht nicht um eine dreimonatige Schulung. Es reicht oft ein halbtägiger Workshop mit konkreten Anwendungsfällen.“
Wichtig ist, dass man dokumentieren kann, dass man sich „nach bestem Wissen und Gewissen“ vorbereitet hat – auch das steht so im AI Act.
Solche Kennzeichnungen schaffen Vertrauen und schützen vor Missverständnissen – und rechtlichen Problemen.
Datenschutz
Viele Unternehmer haben des Datenschutzes wegen Bedenken KI einzusetzen. Verständlich, denn niemand lädt gerne Geschäftsgeheimnisse in eine amerikanische oder chinesische Cloud.
Die Lösung: Lokale Modelle und Open-Source-KI, die im Unternehmen betrieben werden, ohne dass Daten das Haus verlassen.
Urheberrecht
Zum Thema Urheberrecht: Maschinell generierte Texte sind meist nicht geschützt – außer, das menschliche Prompting ist besonders kreativ.
Mini-Checkliste
Erste Schritte – Tipps ohne Anspruch auf Vollständigkeit:.
- Klarheit schaffen, ob wirklich KI im Einsatz ist
- Mitarbeitende gezielt schulen und Schulungen dokumentieren
- Transparenz wahren bei Kommunikation und Inhalten
- Datenschutz aktiv gestalten, z. B. mit lokalen Modellen
Nachdem wir uns damit beschäftigt haben, merken wir:
Der AI Act ist kein Bürokratie-Monster, sondern eine Anleitung zum verantwortungsvollen Umgang mit KI.
Rechtsanwalt Dr. Lukas Staffler
Dr. Lukas Staffler, LLM ist ein auf Digitalisierungsrecht und Strafrecht spezialisierter Anwalt aus Innsbruck und ISO-zertifizierter Compliance Officer.
Er ist Mitglied verschiedener Expertennetzwerke wie der Rechtsanwaltskammer Tirol und der Robotics & AI Law Society sowie Lehrbeauftragter an Universitäten wie der Universität Zürich und dem MCI für Bereiche wie Cybersicherheitsrecht und KI-Transformationsrecht. Er entwickelt praxisorientierte Lösungen für komplexe rechtliche Herausforderungen im Digitalisierungsbereich.
ÜBER DEN PODCAST
Daniel und Petra – deine Hosts sind Experten für digitales Marketing, Organisationsentwicklung / IT
In Folge 11 spricht Petra. Expertin für digitales Marketing mit KI mit Rechtsanwalt Dr. Lukas Staffler
Mit ihrem digitalen und Marketing-Background geht es für Petra darum, den Blick weg von Tools, hin zum zentralen Erfolgsfaktor für digitale Transformation zu lenken: Dem aktiven Gestalten von und für Menschen in Organisationen – und dabei den Blick für Chancen aber auch kritisches Denken und Handeln im Umgang mit KI-Tools zu schärfen.
Petra LIEBL – Content Bakery
Als erfahrene Onlineexpertin und zertifizierte Digitalberaterin verbindet Petra Strategie, digitales Marketing und KI zu wirkungsvollen Online-Lösungen für Unternehmer:innen.
„Wir wollen den Blick weg von Technik, hin zum zentralen Erfolgsfaktor für digitale Transformation lenken: Dem aktiven Gestalten von und für Menschen in Organisationen.“
Im Podcast Vom Hype zum Handeln“ tauchen wir in weiteren Folgen noch tiefer in einzelne Aspekte ein, lassen Experten zu Wort kommen und stellen praktische Beispiele aus der Unternehmenspraxis vor. Dabei werden sowohl erfolgreiche Implementierungen als auch Lernerfahrungen aus weniger erfolgreichen Versuchen geteilt, um Unternehmen den Weg in die KI-gestützte Zukunft zu erleichtern.
In „Vom Hype zum Handeln“ …
- beleuchten wir verschiedene Anwendungsfelder
- teilen wir eigene Erfahrungen und Insights
- bieten wir Experteninterviews mit Praktikern
- stellen wir konkrete Implementierungsbeispiele vor
- besprechen wir KI-Entwicklungen

Unser Transformationspodcast „Vom Hype zum Handeln“
- erscheint 2-wöchentlich und wird um
- Audio-Bausteine aus dem „KI Kaffee“ und Beiträge zum Themenkreis Wandel und KI ergänzt.
Deine Gastgeber
- Petra Liebl – Marketing-Beratung und Digitalisierungsexpertin
- Daniel Knabl – Systemische Beratung und IT-Experte
