Folge 17: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – KI im P&C-Bereich sinnvoll einsetzen

29.10.2025 | Vom Hype zum Handeln

In dieser Folge sprechen wir darüber, wo KI im Recruiting und in der Hotellerie wirklich hilft – und wo der Mensch unersetzlich bleibt. Martina Schmidhuber (People-&-Culture-Leiterin für ~1.200 Mitarbeitende in zehn Hotels) teilt klare Prinzipien, praktische Einsatzfelder und ethische Leitplanken.

KI im People & Culture-Bereich sinnvoll einsetzen
KI im P&C-Bereich sinnvoll einsetzen

Worum’s geht

KI ist allgegenwärtig – auch im HR. Doch statt blindem Automatisieren braucht es Haltung: KI als kluge Helferin, nicht als Chefin. Martina zeigt, wie Teams dank KI mehr Zeit für das Menschliche gewinnen können: bessere Stellenausschreibungen, fairere Prozesse, entlastete Services – ohne den Kontakt zum Gast (und Bewerber) zu verlieren.


Die 5 wichtigsten Takeaways

An welchen Stellen der Einsatz von KI im Unternhmen Sinn machen kann, war eine der ersten Fragen in unserem Gespräch. Außerdem haben wir uns darüber unterhalten, wie objektiv und Bias-frei die KI denn heute wirklich ist und sein kann. Bei allem Streben nach Effizienz und Gewinn-Optimierung, was beides für Bertiebe relevente Aspekte darstellen, gibt es vor allem in der Hotellerie den Faktor Mensch. Und dazu gehört das Thema Wohlbefinden gleichermaßen wie das Thema Beziehung.

  1. „KI ist Partnerin – aber einen halben Kopf kleiner.“
    Sie inspiriert (z. B. bei Stellenausschreibungen) und strukturiert (Prescreening), die Letztverantwortung bleibt beim Menschen.
  2. Bias ist menschlich – und auch maschinell möglich.
    KI kann helfen, blinde Flecken zu verkleinern (z. B. Foto weglassen, Kriterien schärfen), ersetzt aber nicht unsere Bias-Sensibilität.
  3. Service bleibt Beziehung.
    Roboter dürfen Teller tragen – Begrüßen, Zuhören, Dasein bleibt menschlich. Gerade in Hotellerie & Gesundheitsangeboten zählt die Beziehung.
  4. Achtung „slippery slope“.
    Effizienz ist verlockend. Aufmerksamkeit und bewusste Kontrolle verhindern, dass KI unbemerkt zum Selbstläufer wird.
  5. Entlasten, nicht entmenschlichen.
    KI/Robotik soll Routine übernehmen (Wäsche, Logistik, Administration), damit Menschen Zeit für Menschen haben – im Hotel wie in der Pflege.

Zentrale Aspekte aus dem Gespräch

Der Mangel an Fachkräften kann dazu verleiten, die KI als „Allheilmittel“ zu betrachten. Die Leistungsfähigkeit und Geschwindigkeit dieser Technologie können verführerisch sein. Aber wo zieht man eine Grenze, ab wo soll und muss der Mensch das Zepter in die Hand nehmen? Aus ethischer Sicht gibt es hier eine Grauzone und auch die klügsten Köpfe können noch keine abschließende Antwort geben.

Was aber sehr deutlich wird, ist die Frage: wie wichtig ist uns der einzelne Mensch im Unternehmen und wie bzw. womit unterstützen wir Menschen und gleichzeitig Unternehmensziele auf die bestmögliche Weise? Kann hier KI „die Lösung“ sein, oder wenigstens ein Helfer, ein erster guter Schritt?

Um das Unterfangen erfolgreich zu gestalten, ist es wichtig, einige Bereiche besonders gut zu beleuchten:

  • Recruiting mit KI – ja, aber richtig:
    • Ideen-Starthilfe für Jobprofile & Ausschreibungen, v. a. bei seltenen Rollen (z. B. Sommelier).
    • Interviewleitfäden von KI anregen lassen – und sie mit Kontextschärfe anpassen.
    • Prescreening zur Orientierung ok, Endauswahl bleibt menschlich: Persönlichkeit, Haltung, Teamfit siehst du erst im Gespräch.
  • Bias bewusst adressieren:
    • KI kann formale Fairness unterstützen (strukturiert, konsistent).
    • Trotzdem: Daten & Algorithmen tragen Prägungen. Bias-Sensibilität trainieren und Ergebnisse kritisch prüfen.
  • Menschlichkeit als Markenkern:
    • Gäste kommen für Erholung & Beziehung – echte Begegnung macht den Unterschied.
    • Chatbots & reine Self-Services: sparsam einsetzen, Menschenkontakt leicht erreichbar halten.
  • Ethischer Kompass im Alltag:
    • Transparenz: Wo unterstützt KI? Wofür nutzt ihr Daten?
    • Zweckbindung & Verhältnismäßigkeit: Nur, was den Menschen nützt.
    • Kontinuität: Prozesse regelmäßig evaluieren – bleibt der Mensch im Mittelpunkt?

Praktische Do’s für dein P&C-Team

📌 Definiere KI-Rollen klar: Wobei hilft sie (Text, Struktur, Suche)? Wobei nie (Endentscheidung, Empathieersatz)?

📌 Standardisiere fair: Einheitliche Kriterien, strukturierte Interviews, dokumentierte Entscheidungen.

📌 Behalte den „Human Touch“ im Funnel: Persönliche Touchpoints bewusst einplanen – gerade nach automatisierten Schritten.

📌 Messe, was zählt: Candidate Experience, Time-to-Human, Teamfit & Retention statt nur Effizienzmetriken.

📌 Schule Bias-Awareness: Regelmäßige Trainings, Peer-Reviews, „Stop-and-Check“-Momente in jedem Prozess.

Fazit

KI darf entlasten, damit mehr Zeit für das Menschliche bleibt. Je mehr Augenmerk auf Technik und Effizienz gelegt wird, umso mehr bedürfen die beteiligten Menschen einer echten, menschlichen Beziehung.

„Mitdenken ist weiterhin erlaubt – auch trotz KI.“

P&C-Expertin Martina Schmidhuber

Martina Schmidhuber ist People & Culture Expertin und leitet den P&C-Bereich einer Hotel-Kette mit rund 1200 Mitarbeiter:innen. Als Ethikerin ist ihr vor allem der Faktor Mensch ein zentrales Anliegen. Sie lehrt und spricht über die Herausforderungen der KI aus ethischer Sicht für Unternehmen und deren Mitarbeiter:innen.



ÜBER DEN PODCAST

Host in Folge 16 ist Petra. Expertin für digitales Marketing mit KI

Mit ihrem digitalen und Marketing-Background geht es für Petra darum, den Blick weg von Tools, hin zum zentralen Erfolgsfaktor für digitale Transformation zu lenken: Dem aktiven Gestalten von und für Menschen in Organisationen – und dabei den Blick für Chancen aber auch kritisches Denken und Handeln im Umgang mit KI-Tools zu schärfen.

Petra LIEBL Content Bakery
Als erfahrene Onlineexpertin und zertifizierte Digitalberaterin verbindet Petra Strategie, digitales Marketing und KI zu wirkungsvollen Online-Lösungen für Unternehmer:innen.

„Wir wollen den Blick weg von Technik, hin zum zentralen Erfolgsfaktor für digitale Transformation lenken: Dem aktiven Gestalten von und für Menschen in Organisationen.“

Im Podcast Vom Hype zum Handeln“ tauchen in einzelne Aspekte ein, lassen Experten zu Wort kommen und stellen praktische Beispiele aus der Unternehmenspraxis vor. Dabei werden sowohl erfolgreiche Implementierungen als auch Lernerfahrungen aus weniger erfolgreichen Versuchen geteilt, um Unternehmen den Weg in die KI-gestützte Zukunft zu erleichtern.

In „Vom Hype zum Handeln“

  • beleuchten wir verschiedene Anwendungsfelder
  • teilen wir eigene Erfahrungen und Insights
  • bieten wir Experteninterviews mit Praktikern
  • stellen wir konkrete Implementierungsbeispiele vor 
  • besprechen wir KI-Entwicklungen

Unser Transformationspodcast „Vom Hype zum Handeln“

  • erscheint 2-wöchentlich und wird um
  • Audio-Bausteine aus dem „KI Kaffee“ und Beiträge zum Themenkreis Wandel und KI ergänzt.

Deine Gastgeber

  • Petra Liebl – Marketing-Beratung und Digitalisierungsexpertin
  • Daniel Knabl – Systemische Beratung und IT-Experte